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Metzgereien

Es geht  (nicht nur) um die Wurst

Herzogenaurach „Wir schließen am 15. Oktober" steht auf einem großen gelben Plakat im Schaufenster der Metzgerei Ort in der Bamberger Straße. Vor Jahren haben die Orts das alteingesessene Geschäft vom Metzger Kreiner übernommen. Nach dem überraschenden Tod von Dieter Ort im Frühjahr dieses Jahres ist nun Schluss mit Haus gemachter Wurst und frischem Fleisch in der Bamberger Straße 3.

Das Sterben im Einzelhandel in Herzogenaurach geht weiter.

Im Weihnachtsanzeiger von 1960 wünschten noch 14 (!) Metzgereibetriebe in einer gemeinsamen Anzeige ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute zum Neuen Jahr. Fleischbeschauer Martin Willert schloss sich seinen Metzgern an. Und dabei waren es nach dem Krieg sogar noch mehr Metzger, kleine Betriebe freilich, die wöchentlich nur ein oder zwei Schweine geschlachtet haben.

Der bekannteste, größte und Umsatz stärkste Fleischer hatte sein Geschäft in der Hinteren Gasse gegenüber der Bäckerei und Gastwirtschaft Heubeck (Zur Tenne), es war die Metzgerei Schürr. Der „Gerber", wie er im Volksmund hieß hatte bereits vor dem Krieg den Flugplatz beliefert und expandierte in den Zeiten des Wirtschaftswunders mit Filialen bis in den Stadt- und  Landkreis Fürth.

Seit den 70-er Jahren avancierte dann die Metzgerei Galster  in der Erlanger Straße am heutigen „Post Kreisl" zu Herzogenaurachs Top Metzgerei. Sieben bis acht Metzger hatte der Galsters Sepp angestellt, rund 25 Schweine wurden pro Woche „gestochen", dazu kamen noch drei Rinder und drei Kälber. Bis nach München lieferte das Herzogenauracher Original Josef Galster seinen rot gelegten „Olympia Presssack" und Bratwürste. „Ab fünf Uhr in der Früh stand ich an der Fleischtheke im Laden, vier Verkäuferinnen und drei Helferinnen in der Küche waren in den „goldenen Jahren" beschäftigt.", so erinnert sich Galsters Schwester Liesl Kern. Und am Morgen ab halb neun, wenn die Brotzeitholer kamen, hatten wir alle Hände voll zu tun", so Frau Kern. Am Samstag in der Früh konnte es da schon vorkommen, dass die Kunden in Schlange vor der Ladentür anstanden.

Und dass der Galstersd Sepp ein Original war, beweist die Geschichte, als er einst Schweine im Landkreis Neustadt gekauft hatte , „Lutherische Suggerli", wie er sagte, die er angeblich dressiert hatte, so dass sie, in der Störcherstraße vom LKW gelassen, auf seinen Pfiff zurück zum Metzgermeister kamen.

Früher drängten sich die Metzgereien auf der Hauptstraße. Direkt beim Galster gegenüber angab es den „Quaggerla", den Metzger Herbig und weiter draußen in Höhe des Liebfrauenhaus konnte man beim „Strach" (Gaststätte und Metzgerei Staudigel) „FF Fleisch- und Wurstwaren", so stand es immer auf den Wursttüten und an den Schaufensterscheiben.

Stadteinwärts bekamen die Kinder beim Einkauf ihre Scheibe Gelbwurst beim Habermeiers Fritz an der Ecke Erlanger Straße - Konrad Reyther Straße (heute Bankgebäude).Zur  Metzgerei Schonath in der Huaptsdtraße musste man bis Ende der 70-er Jahre noch die „Stäffala", also die Steintreppen hinauf in den Laden gehen, bevor das moderne Geschäft entstand, dass heute nicht nur in den Mittagspausen ein beliebter Anlaufpunkt ist, in dem sich Adidas- und Schaeffler- Kunden "  mit Brotzeiten zur Mittagszeit eindecken. Und auch sonst ist der „Schonath" bestens frequentiert.

Bevor Alfons Dassler am 01.12.1960 seine Drogerie gegenüber dem Kilians Brunnen eröffnete, existierte hier ebenfalls eine Metzgerei. Schäffler, Dörrfuß und am Ende Müller, so hießen die Pächter. Müller, er kam aus dem Sudetenland hatte sogar eine Filiale in Höhe der heutigen Gaststätte „Zum Tiroler".

Noch heute kann man auf der Hauptstraße zwischen dem Hotel Krone und dem Türmersturm in Stein gemeißelt den Namen „Paul Welker" von der gleichnamigen Fleischerei lesen. Und als sich Metzger Welker vor rund zehn Jahren zur Ruhe setzte, zogen hier immer wieder auswärtige Metzger ein, die den Laden als Filiale betrieben. Heute betreibt der Nürnberger Metzgermeister Weckerlein hier eine  Verkaufsstelle.

Und auf der gleichen Seite der Hauptstraße, zwischen Betten Welker und dem „Kaufhaus Schürr" gab es den Georg Welker. Und dann waren da am Ende der Hauptstraße in westlicher Richtung noch die Metzgerei  Dietz , heute ein Pizza Service. Aus ihr stammte der beliebte Lehrer und Heimatforscher Bernhard Dietz. Und schließlich war da der „Großers Aucher" (noch ein Welker) im Eckhaus zur Tuchmachergasse (heute Pizzeria und Eiscafe Rubini, Würzburger Straße 3), wie sich Nachbar „Schorsch" Walz (Gartenstraße) erinnert.

War´s das schon in Sachen Herzogenauracher Metzger? Bei weitem nicht! Am Ende der Steggasse und gegenüber der heutigen VR - Bank. Hier verkauften der „Welkers Hans" und dann Metzgermeister Kaltenhäuser ihre Waren, bevor letzterer an die Ecke Hintere Gasse /Bamberger Straße umzog und zusätzlich in der Flughafenstraße  schräg gegenüber dem „Alten Bachhaus" einen Laden eröffnete. Hier, wo einst Metzgermeister Hans Vornberger Fleisch und Wurst anbot zog später der aus dem Frankenwald stammende Metzgermeister Artur Strößner ein. Auch hier wird den Kunden heute Pizza angeboten.

Nach dem Krieg hingen beim „Welkers Sepper" an der Ecke Hirtengraben/Noppengasse wunderschöne Hartwürste im Schaufenster. Und Siegfried Zink, der Nachbar von gegenüber weiß zu berichten, dass diese Würste einst gestohlen worden sind. Sehr zum Leidwesen der Diebe waren die Hartwürste jedoch Attrappe und nur mit Sägespänen gefüllt.

Peter Schonath stellt zusammen mit zwei Gesellen und einem Lehrling seine beliebten Wurst- und Fleischwaren her. „Wir bilden nach wie vor Lehrlinge und Fachverkäuferinnen aus, doch es wird immer schwieriger geeignete Lehrlinge zu finden". „Unsere Kunden schätzen die Qualität der Waren und sicher auch die individuelle Bedienung, die Kundennähe" ergänzt die Chefin, die zusammen mit fünf Verkäuferinnen und zwei Helferinnen in der Küche für Verkauf und damit auch für den Umsatz verantwortlich ist.

„Heute kaufen die Verbraucher leider immer mehr in den Supermärkten ein", so Helmut Galster. „und wenn das so weiter geht..., wer weiß, ob es dann in zehn Jahren in der Innenstadt noch selbstständige Metzgermeister geben wird" . Ein wenig resignierend wirkt Galster schon. Mit zwei Mitarbeitern und zwei Verkäuferinnen hält er den Betriebaufrecht. „Und ohne Partyservice und heiße Theke ginge wohl noch weniger". Fünf Schweine verarbeitet er wöchentlich. Doch immer mehr Kunden bleiben aus, ziehen den Großmetzger im Supermarkt und Billigprodukte aus den Discountmärkten vor und deswegen hat Galster bereits montags und donnerstags am Nachmittag seinen Laden geschlossen
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