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Sterben, Tod und Trauer in Franken

Herzogenaurach (gä) Die mittelfränkische Bezirksheimatpflegerin Dr. Andrea Kluxen war für einen Vortrag beim Heimatverein mit dem Thema „Sterben, Tod und Trauer in Franken" vorgesehen gewesen. Doch da sie kurzfristig erkrankt war, sprang Vereinsvorsitzender Klaus-Peter Gäbelein in die Bresche und informierte fachkundig zu diesem Thema, das bestens für den „Allerseelenmonat" November geeignet ist.

Anders als heute starben die Menschen früher im eigenen Haus und im Familienverband. Sobald man merkte, dass es bei einem Familienmitglied dem Ende entgegen ging, wurde nach dem Priester geschickt. Dem Sterbenden wurde die Beichte abgenommen und dann wurde er - im katholischen Franken- mit den Sterbesakramenten versehen. Sodann wurde die Leichenfrau verständig, die den Toten entsprechend bettete und dann wurde der Leichnam im Haus aufgebahrt. Das „letzte Hemd" bestand bei Frauen aus einem leinenen Gewand, bei Männern war es oftmals die Alltagskleidung.

Am Land herrschte der Brauch, das man die Speichertür öffnete oder einen Dachziegel lockerte, damit die Seele leichter den Weg ins Jenseits finden konnte. Man schloss dem Verstorbenen Mund und Augen, damit er nicht durch Rufen oder einen Blick ein weiteres Familienmitglied nachholen könne.

Am Abend begannen dann das „Leidklagen" und die Totenwache mit Wehklagen und Gebeten am aufgebahrten Leichnam.

Nachdem die fränkischen Landesteile ab 1810vom Königreich Bayern okkupiert worden waren, schritt die Obrigkeit ein und unterband zu großen Prunk mit Blumen und Kerzen an der Bahre. Auch wurde streng darauf geachtet, dass während des Betens und in den späten Stunden nicht zuviel an „geistiger Stärkung" in Form von Bier und Schnaps an die Betenden gereicht wurde.

Erst nach dem Bau von Leichenhallen konnten die Verstorbenen auf die Friedhöfe überführt werden.

In Herzogenaurach wurden die Toten bis zur Errichtung des heutigen „alten Friedhofs" im Jahr 1827 vor den Toren der Stadt rund um die Pfarrkirche beigesetzt. Seit 1480 wurden vornehme Verstorbene aus der Stadt und den umliegenden Gemeinden, wie Amtmänner oder Katholiken, die in Nürnberg verstorben waren und denen man dort die letzte Ruhe auf den rein protestantischen Gottesäckern versagte in bzw. unter der Pfarrkirche beerdigt.

Bei der Anlegung des Gottesackers gab es erregte Diskussionen +über den Standort desselben. Vielen Bürgern lag der neue Kirchhof zu weit vor der Stadt, andere spekulierten auf großen Gewinn durch den Verkauf von Grundstücken in Stadtnähe. Für 300 Gulden erwarb die Stadt den Acker des Schreiners Bischofs an der roten oder Wägners Marter unfern der Eichenmühle" (heutiger Standort). Am 3.Juli 1827 fand die kirchliche Einsegnung des neuen Friedhofs statt. Und da die Entfernung von der Kirche zum neuen Gottesacker mehr als 700 Schritte betrug, einigte man sich auf die Anschaffung eines Leichenwagens.

Vor der Beerdigung kam der Sargschreiner ins Haus, um den Sarg für den Toten anzupassen. Kinder und Jungfrauen wurden im weißen Sarg zur letzten Ruhe gebettet, für männliche Verstorbene diente ein dunkler Fichtensarg ohne großen Schmuck und ohne pompöse Beschläge. Danach war der „Leichenbitter" im Einsatz. Er regelte die Überführung der Leiche und die Beerdigung. Aus gutem Grund wurde ihm vorgeschrieben, dass er „im Dienst stets nüchtern und ein anständiges Benehmen an den Tag legen solle". Nach der Beerdigung musste er die Danksagungen überbringen. Als Gegenleistung erhielt er bei seinen Besuchen Naturalien in Form von Eiern, Mehl oder Schmalz.

Wie heute traf man sich nach dem Begräbnis zum Leichenschmaus. Dies konnte im Trauerhaus oder in einem Gasthaus der Fall sein. Dabei wurden hauptsächlich die Verwandten versorgt, die von weiter her angereist waren. Bisweilen wurden hier schon die Erbschaftsangelegenheiten besprochen; in der Regel wurde das Testament allerdings erst am 7. oder 30. Tag nach der Beerdigung eröffnet.

Üblich waren Trauerämter nach der Beerdigung. Auch die Art der Trauer war genau festgelegt. Frauen trugen ein Jahr lang schwarze Kleidung, Männer ein halbes Jahr und anschließend einen Trauerflor am Revers. In der Zeit der Trauer wurde auf Feiern verzichtet, und man besuchte keinerlei Lustbarkeiten wie Maskenbälle oder Kirchweihtänze.  

                                                                                                gä

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