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Heller: Kleiderordnungen 09

„Was soll ich denn anziehen?"

Herzogenaurach (gä )Mit dem System der Kleiderordnungen und der Entwicklung der Mode seit dem Mittelalter beschäftigte sich Professor Hartmut Heller in seinem Vortrag beim Heimatverein.

Die Bekleidung sollte den Menschen ursprünglich vor Kälte und Nässe, vor Wind und Wetter schützen. Seit dem 12. Jahrhundert wurde sie unter dem Einfluss von Byzanz allerdings zu einem Modefaktor, vor allem an den Fürstenhöfen und bei den städtischen Oberschichten. Kleidung wurde zum Ausdruck, welche Stellung der Einzelne in der öffentlichen Hierarchie einnahm und wurde so zu einem Statussymbol.

Die Stadt Hannover erließ 1312 die erste bekannte Kleiderordnung. In Kurbayern wurden bis zum Jahr 1775 zwölf Kleiderordnungen erlassen, wobei die freien Reichsstädte zusätzlich eigene Vorschriften erließen. So unterschied der rat der der Stadt Nürnberg sechs Stufen, die vom Hofadel über die Patrizier und Kaufleute, „gemeinen Leute" bis hin zu den Bauern klare Richtlinien bezüglich der Kleidung enthielten. Vor allem für die Oberschichten war es von Bedeutung, aus welchen Stoffen die Gewänder bestehen durften und mit welchen Accessoires, wie Spitzen, Pelze, Perlen, Borten, Silber- und Goldschmuck sich die einzelnen Stände schmücken durften. Dabei orientierten sich die Vorschriften nach dem Wert der Stoffe und der Kleidungsstücke. 500 Gulden durfte der Wert beim Hofadel nicht überschreiten. Und nur den obersten Repräsentanten war es vorbehalten, sich mit Hermelin oder Zobel zu schmücken. Steinmarderfelle zierten die Gewänder der Patrizier und „schlechter Pelz" die der Kaufleute, während Bürger und „gemeine Leute" (einfaches Volk) keine Pelze tragen durfte. Handwerksgesellen, Dienstknechte und Mägde als unterster Stadt in der Reichsstadt Nürnberg durften sich nur in einfachsten Gewändern bewegen. Auch die Farbe der Kleidung war vorgeschrieben und dabei blieb der bäuerlichen Bevölkerung außerhalb der Städte nur einfaches Braun oder Grau.

In Not- und Kriegszeiten - man interpretierte diese als Strafe Gottes - wurden Kleiderordnungen oft verschärft, um die Menschen zur Einfachheit zurückzurufen, denn die Ständeordnung und die Einfachheit in der Bekleidung waren ja „von Gott gewollt". Doch Vorschriften und Verbote reizen bekanntlich. Und so wurden die Ordnungen immer wieder übertreten und folge dessen auch mit Strafen beahndet: damals wie heute ging es den Menschen an den Geldbeutel. Vor allem die Damen mussten bezahlen, wenn die Hauben zu üppig verziert oder die Kleider zu aufwändig waren. Bisweilen wurden die Gewänder sogar von der Obrigkeit konfisziert, bei den Männern drohte der Amtsverlust.

Mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert und der Französischen Revolution (1789) erfolgte eine tiefe Zäsur in der Mode, die sich vor allem in den Städten durchsetzte. Die englische „Röhre", der Zylinder, löste als Kopfbedeckung in der Männermode den Zwei- oder Dreispitz ab, die engen Kniebundhosen wurden durch lockere, aber enge Beinkleider (Pantalons) ersetzt. Daneben Der Gehrock wurde ein neues Standessymbol für den vornehmen Herren. Die Damenwelt kleidete sich nach griechischem Vorbild in locker fallende elegante fußlange Kleider und trug gerne eine Girlande im Haar. 

An der ländlichen Bevölkerung ging diese Entwicklung vorbei. Nach wie vor herrschte die „alte Kleidung" vor. Und für die Materialien galt: "Selbst gesponnen, selbst gemacht, ist die beste Bauerntracht!" Der Begriff „Tracht" wurde im 19. Jahrhundert, dem so genannten „bürgerlichen Zeitalter" geboren. Als sich der spätere Bayernkönig Max II. anlässlich seiner Hochzeit 1842 30 Paare in unterschiedlichsten bayerischen Trachten in seinem Gefolge wünschte, wussten manche ländlichen Bewohner noch nicht, welches ihre typische Tracht sein sollte. Man trug am Land das, was man selbst herstellte, ohne auf eine bestimmte Stilrichtung zu achten, die Hauptsache war, dass es praktisch war.
Im 20.Jahrhundert sprach man in den Städten von der einfachen Arbeiterkleidung als „Lumpenproletariat". Bei den Männern wurde die breite Mütze zur typischen Kopfbedeckung. Aber es war auch die Zeit, da Uniformen  vor allem bei vielen Beamten, z.B. bei Post und Bahn zum typischen Markenzeichen wurden. Postboten und Reichsbahnbeamte trugen solche noch nach dem 2. Weltkrieg.                    

Klaus-Peter Gäbelein     

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