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Hochwasserkatastrophe vor 70 Jahren (28. Juli 1941)

Der  Juli 1941 geht seinem Ende entgegen. Es war  kein idealer Erntemonat; Regen gab es und kühl war es. Seit Samstag, 26. Juli  1941, regnet es ununterbrochen. Die Weiher am Rande des Dohnwalds und in der Nutzung sind randvoll, die Dämme durchweicht, gleiches gilt für den Damm am Wiwa-Weiher; die Aurach droht über die Ufer zu treten.

Am Montag, 28. Juli, öffnet  der Himmel noch einmal seine  Schleusen, und dann, gegen 18 Uhr  bricht ein Unglück  über die Stadt  herein, wie man es seit den Wellen der großen Pestilenz  im 15. und 16. Jahrhundert, dem Schwedeneinfall von 1632 oder dem Einmarsch der Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts nicht gekannt hat :

Herzogenaurach erlebt die größte Hochwasserkatastrophe seiner Geschichte.

Lesen wir hierzu den hiesigen „Gendarmerie-Bericht" vom 29.Juli 1941 an den Landrat in Höchstadt:

„Am 28. 7. 41 gegen 18 Uhr trat der Aurachfluß infolge eines am gleichen Tag niedergegangenen wolkenbruchartig niedergegangenen Regens aus seinen Ufern. Das Hochwasser drang in Neundorf, Münchaurach, Falkendorf, Herzogenaurach, Hauptendorf und Niederndorf in die Keller, Ställe und Wohnungen ein.

In den neuangelegten  nordöstlich der Stadt liegenden Fischweihern rissen einige Dämme durch. Starke Wassermassen drangen in den östlichen Stadtteil ein. Die meisten Häuser  und Straßen dieses Stadtteils standen teilweise bis zu 1 m unter Wasser. Kinder und Frauen mussten aus den Häusern und in Sicherheit gebracht werden. Die Verbindung zwischen dem Bahnhof und der Stadt war unterbrochen.

Der Bahndamm zwischen Herzogenaurach und Niederndorf ist unterspült. Zwei Scheunen sind teilweise eingestürzt. Weitere größere Gebäudeschäden entstanden nicht. Lediglich in den überschwemmt gewesenen Wohnungen entstanden größere Schäden an Möbeln, Wäsche und sonstigen Einrichtungsgegenständen.

In der  Stadt  Herzogenaurach wurde bei der Wollwarenfabrik „Wirth und Söhne" ein Holzsteg vollständig weggerissen. Die übrigen über die Aurach führenden Brücken wurden zum Teil stark beschädigt. Die zwischen  Herzogenaurach und Burgstall befindliche Brücke wurde vollständig weggerissen. Der Verkehr zwischen Herzogenaurach  und Burgstall ist dadurch unterbrochen. Die sofortige Errichtung einer Notbrücke ist veranlasst.

......... Menschen wurden durch die Hochwasserkatastrophe und bei den anschließenden Aufräumungsarbeiten weder verletzt noch getötet. Soldaten des Fliegerhorstes Herzogenaurach leisteten Beistand und Hilfe.

Bei den ersten Aufräumungsarbeiten und bei der Rettung gefährdeter Frauen und Kinder leisteten die hier eingesetzten französischen Kriegsgefangenen tatkräftige Hilfe. Teilweise sprangen sie mit eigener Lebensgefahr in die wütenden Wassermassen und holten die Leute und das Vieh heraus.

Die  Technische Nothilfe Nürnberg  wurde gegen 20 Uhr verständigt, weil die Eckenmühle bei Herzogenaurach bis zu 2 m unter Wasser stand und die noch darin befindlichen Bewohner um Hilfe riefen. (vgl. Augenzeugenbericht von Hilde Tiiedemann)

Die Techn. Nothilfe konnte jedoch weder über Vach noch über Erlangen die Stadt Herzogenaurach erreichen. Erst über Emskirchen gelang es am 29.7. 41 gegen 5 Uhr hier her zu kommen. Um diese Zeit war jedoch die Gefahr bereits beseitigt  und ein Einsatz nicht mehr notwendig.

Größere Schäden entstanden an Straßen, Brücken und auf den Fluren. Diese Schäden ziffernmäßig festzustellen ist vorerst nicht möglich. Weiter entstand größerer Schaden an Möbeln, Wäsche und sonstigen Einrichtungsgegenständen, dessen Höhe ebenfalls vorerst nicht festgestellt werden kann. Die Aufräumungsarbeiten werden unter Zuhilfenahme von Militär beschleunigt durchgeführt."

Soweit der offizielle Polizeibericht Die wenigen Bilder im Stadtarchiv zeigen, dass Wasser und Schlamm bis in die Hauptstraße reichten. Manche Einwohner nutzten Waschwannen und Tröge als Transportmittel um ihre wichtigste Habe ins Trockene zu bringen.

Noch heute zeugen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet Hochwassermarkierung von der Überschwemmung von 1941. Zu sehen sind sie am ehemaligen Badhaus (VHS-Gebäude) in der  Badgasse, am Gebäude der Familie Wirth (frühere Tuchweberei, heute Teppichmarkt KUWE an der Schütt) am früheren Ansbacher Tor  (Familie Burkhardt am Ende der Steggasse, Nr. 18)) und am gegenüberliegenden Haus  vor der Steinernen  Brücke. Die jeweiligen Markierungen lauten „HWST 28.7.41" .

In ihrem  Schadensbericht betonen  Herzogenaurachs Verantwortliche (Ortsgruppenleiter M. Sehring, stellvertretender Bürgermeister Wirth sowie Stadtbaumeister Motzer), „....dass das Bild  der Zerstörung teilweise entsetzlich" sei. Am meisten heimgesucht waren folgende Straßenzüge: Rahmberg, Hallertürlein, Jahnstraße (heute Zum Flughafen), ein Teil der Erlanger Straße, Eisenbahnstraße, An der Schütt, Hauptstraße, Badgasse, Steggasse und Mühlgasse.

In Mitleidenschaft gezogen waren Anwesen An der Bieg und in der Würzburger Straße. Das Wasser- und das Elektrizitätswerk hatten Schaden gelitten, so dass die Wasserversorgung für zwei und die Stromzufuhr für eineinhalb Tage ausfielen.

Im Bericht heißt es weiter, dass es „Monate währen wird, bis wieder der frühere Zustand erreicht ist." Besonders hingewiesen wurde auf Folgendes  „Der  Besuch des Herrn Gauleiters und des Regierungspräsidenten am 30. Juli 1941 wurde dankbarst begrüßt  und war eine besondere Genugtuung  für die heimgesuchte Einwohnerschaft."

Am Tag nach dem Unwetter begannen die Aufräumungsarbeiten. Im Auftrag von Bürgermeister Körner ordnete Stadtamtmann Schürr an, dass die Pferdefuhrwerksbesitzer Hertwich (Reytherstraße), Drebinger (Hauptstraße 54), Freudenberger (Hauptstraße 65), Dr. Fröhlich (Schlossgraben 1) und Christian Glass (Schemmplatz 10, heutiger Marktplatz) sich mit Fuhrwerken und Gespannen am Bayerischen Hof zu Aufräumungsfuhren einzufinden hätten

Da auch das Städtische Freibad und der angrenzende Tennisplatz von  den Wasser- und Schlammmassen  beschädigt worden waren, forderte Bürgermeister Körner zusätzlich Hilfe an. Sie wurde ihm gewährt, indem das Arbeitsamt Nürnberg 50 russische Kriegsgefangene  als Hilfskräfte zur Verfügung stellte, die im Schlossgebäude untergebracht werden mussten. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs wurde in der Bahnhostraße eine hölzerne Notbrücke errichtet. Bereits im Herbst 1941  begannen die Arbeiten an einer neuen Brücke an dieser Stelle. Der Wiwa-Weiher erhielt eine 33 m  lange und über 5 m hohe Staumauer aus Beton, die mit Sandsteinen verkleidet wurde; außerdem wurde ein 1000 cbm  fassendes Rückhaltebecken  gebaut.

Der am 2./3. August von „der Technischen Nothilfe Nürnberg" errichtete Holzsteg über die Aurach bei der Tuchfabrik Wirth erhielt den Namen „Nothelfersteg". Bis zur Fertigstellung der heutigen Fußgänger Brücke im Jahre 1961 versah er seinen Dienst. 1460 Reichmark betrugen  die Instandsetzungsarbeiten, damit die Herzogenauracher  trockenen Fußes in den Stadtsüden und zur evangelischen Kirche gelangen konnten.

Der Briefwechsel zur Hochwasserkatastrophe von 1941 füllt einen dicken Ordner im Stadtarchiv. Er enthält auch Eingaben von zahlreichen Bürgern, die um finanzielle Unterstützung wegen der entstandenen  Schäden nach suchten.

Es gab auch kritische Stimmen, ob die neue Eisenbahnbrücke mit ihren drei Brückenbogen künftige Überschwemmungen verhindern  könne.

Das Landratsamt bearbeitete 163 Gesuche von Hochwassergeschädigten. In 52 Fällen  wurden Zuschüsse gewahrt.  Aber noch Jahre  nach der Überschwemmung zeigten feuchte Wände  und Stockflecken in den Räumen und an Gebäuden von einer Katastrophe bei der bestenfalls die Kinder ihre Freude hatten, wenn sie im Wäschezuber An der Schütt und in der Badgasse Boot fahren konnten.

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