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Die Reformation Teil 6

Pfarrer Wydhössel in Herzogenaurach

Herzogenaurach. In unserer kleinen Serie über die Reformation in Franken und in Herzogenaurach konnte zuletzt der Eindruck entstehen, als seien in der Pfarrei Herzogenaurach nur solche Priester aktiv gewesen, die sich mit der neuen Lehre solidarisch erklärten, dass nur solche hier wirkten, die ein lasterhafttes Leben geführt haben und dass die Gläubigen sehr wankelmütig im Glauben waren.

Dass dem nur bedingt so war, vor allem Mitte des 16. Jahrhunderts, beweisen das Wirken und die Aufzeichnungen von Pfarrer Johannes Wydhössel. Der Geistliche hatte in Heidelberg Theologie studiert und im April 1493 im Heilig-Geist-Spital in Nürnberg seine Primiz gefeiert, bevor er 1503 erfolgreich in Herzogenaurach tätig werden konnte.

Sein Wirken fasste er in einem Pfarrbuch zusammen. Wir lesen darin von einer intakten Pfarrei. Wydhössel betont aber auch immer wieder den Anspruch der Laien auf Berücksichtigung ihrer Anliegen und Nöte im sakralen Leben. Was konkret darunter zu verstehen war, erfahren wir jedoch nicht. Zusätzlich legte er disziplinäre Vorschriften für für die Qualifikation der Geistlichen in Herzogenaurach fest, stellte eine detaillierte Dienst- und Hausordnung für diese auf, verbunden mit mit allgemeinen Regeln für die Lebensführung der Geistlichen in seiner Pfarrei.

Unter seiner Amtsführung wurden zwei neue Altäre in unserer Pfarrkirche geweiht: an der Südwand zu Ehren der Heilgen Sebastian, Fabian, Wolfgang, Rochus und Anna, an der Nordwand zu Ehren der 14-Nothelfer und der hl. Dreifaltigkeit. Neben den großen Kirchenfesten wurden Festtage zu Ehren von beliebten Heiligen begangen, und zwar an Georg, Maria Magdalena, Kilian (zur Erinnerung an die Missionierung von Würzburg aus) Michael, Martin, Elisabeth, Katharina und Nikolaus.

Neu war unter Wydhössel die Verehrung des hl. Severus (22. Oktober) als des Heiligen der Wollspinner und des hl. Crispin (25. Oktober), den die Schuhmacher verehrten; womit zwei Handwerksberufe genannt sind, die für die wirtschaftliche Bedeutung Herzogenaurachs eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Der aktive Geistliche ließ zusätzlich zahlreiche Umgänge und Prozessionen wieder aufleben, so auch die Walölfahrt zur Filale Veitsbronn, wobei deren Abfall von Herzogenaurach vorprogrammiert war (wie berichteten). Wydhössel empfing die Mönche von Münchaurach und den Pfarrer von Frauenaurach mit den dortigen Reliquien, wohl nichtahnend, dass für beide Klöster bald das letzte Stündchen schlagen würde.

Wydhössel starb am 01.10.1532 und wurde vor dem Hauptaltar der Pfarrkirche beigesetzt; eine Bronzetafel im Chor erinnert noch heute an sein Wirken (Foto !!). Seine Vorstellungen und sein tiefer Glaube waren für seine Pfarrkinder eher eine Rückbesinnung auf alte mittelalterliche Traditionen als die Erfüllung und Forderungen, die der Geist der Reformationim Sinn hatte. Aber: das Rad der Geschichte war auch in seiner Pfarrei nicht mehr zurückzudrehen.

Klaus-Peter Gäbelein

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