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Blessig: Als Nürnberg aus dem Dornröschenschlaf erwachte

Herzogenaurach. Nürnberg befindet sich derzeit im Dürer-Fieber. Wenn am 24. Mai im Germanischen Nationalmuseum die Ausstellung zum Thema „Der frühe Dürer" eröffnet wird, sind hoffentlich die Querelen zwischen Nürnberg und München um die Ausleihe von Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock" endlich vergessen.

Die Stadt Nürnberg hat ihren berühmtesten Sohn im Übrigen nie vergessen. Zum 300. Todestag des Künstlers im April 1828 wurde der Grundstein für das heute noch bekannte Dürer Denkmal gelegt. Und  in diese Zeit fällt gleichzeitig der Beginn der Dürer-Romantik und des wirtschaftlichen Aufstiegs der Stadt im 19. Jahrhundert.

Werner K. Blessing, emeritierter Professor für Neuere  und Bayerische Landesgeschichte der Universität Erlangen, beleuchtet in seinem Vortrag mit dem Titel „Sehnsucht Nürnberg" beim  Heimatverein die Renaissance Nürnbergs im Industriezeitalter. Nach der Blüte der Noris im Reformationszeitalter, war die Stadt aufgrund der kriegerischen Wirren im 30-jährigen Krieg in eine gewisse Lethargie verfallen. Nürnberg war längst nicht mehr die blühende Handelsstadt wie im 16. Jahrhundert. Hohe Binnenzölle, gewaltige Abgaben an die Reichskasse, ein erheblicher Bevölkerungsrückgang, ein Erstarren der alten Ratsoligarchie und nicht zuletzt die Annexion durch das bayerische Königshaus hatten zu einer wirtschaftlichen Lähmung geführt.

Da bedurfte es schon eines preußischen Anstoßes, dass die alte freie Reichsstadt mit all ihren Besonderheiten und Schönheiten wieder in den Blickpunkt rückte. Hatte man noch 1781 die Nase gerümpft über die prüde Moral, die beengten und altmodischen Verhältnisse in Nürnbergs Innenstadt, so änderte sich die Stimmung ein halbes Jahrhundert später. Die Berliner Studenten Wackenroder und Tieck entdeckten in romantischer Verzückung die Schönheiten Frankens, prägten den Begriff „Fränkische Schweiz" und schwärmten von den mittelalterlichen Schönheiten der alten Reichsstadt Nürnberg.

Hand in Hand mit der Sehnsucht nach der Rückkehr zu der mittelalterlichen Blüte verlief nun der kulturelle und wirtschaftliche Aufstieg Nürnbergs im Zeitalter der Industrialisierung. Mit dem Bau der ersten Eisenbahn unter Führung des 2. Bürgermeisters Johannes Scharrer, dem Ausbau der Stadt als Eisenbahnknotenpunkt begann der Wiederaufstieg. Von 1864 bis 1885 verdoppelte sich die Bevölkerungszahl von 50.000 auf 100.000 Einwohner und erreichte um die Jahrhundertwende 300.000. Namhafte Industrieunternehmen wie Cramer - Klett, Siemens oder AEG machten aus Nürnberg eine Stadt der Schlote und der Fabriken. Die Bleistiftindustrie und die Bauwirtschaft boomten und gleiches gilt für die zahlreichen Metall verarbeitenden Betriebe, wie für die Spielwarenfabrik Bing mit mehr als 3.000 Beschäftigten sowie den Aufschwung der Zweiradindustrie.

Ein neuer Nürnberg-Kult verbreitete sich über ganz Deutschland und die Stadt warb tüchtig mit Dürers Namen und Kunstschaffen: eine Dürerstraße entstand und das Dürerhaus wurde eröffnet. Man kam wieder gerne in die fränkische Metropole, sei es zum Deutschen Turnerfest (1867) und zum großen Sängertreffen (1903). Im gesamten Reich sprach man wieder - wie 300 Jahre vorher vom Nürnberger Fleiß und Nürnberger „Witz", was gleichbedeutend mit „Erfindergeist" war.

                                                                                  Klaus-Peter Gäbelein

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