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Vortrag Dr. Jung: Heiliger Michael

 

Der Schutzpatron des deutschen Reiches

 

Herzogenaurach. Just zum Gedenktal des heiligen Michael am 29. September hatte der Heimatverein zu einem Vortrag über den Erzengel eingeladen. Referent war ein guter Bekannter in der Aurachstadt, der einstige Kaplan bei St. Magdalena und jetzige Domkapitular des Erzbistums Bamberg, Dr. Norbert Jung.

Nach faszinierenden Referaten über Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg, über die Diskussion zum Thema „Die Päpstin“ oder zum Wirken des derzeitigen Papstes Benedikt stand diesmal Michael, der „große Fürst der himmlischen Heerscharen“, dessen Name im Hebräischen „wer ist wie Gott?“ bedeutet, im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Sein name ist aber auch untrennbar mit der Bischofsstadt Bamberg und „seinem Berg“ im Norden der Stadt verbunden.

 

Bereits im Alten Testament gehörte Michael zusammen mit Gabriel und Raffael zum himmlischen Hofstaat. Heute ist er noch immer der Schutzherr des neuen Israel. Über die Judenchristen Kleinasiens fand Michael bereits im

4. Jahrhundert Eingang in das abendländische Christentum Als erster der oströmischen Kaiser förderte Konstantin den Michaelskult. Zwischen 490 und 495 soll der Erzengel (= der oberste aller Engel) auf dem Monte Gargano in Süditalien erschienen sein und den Bau eines Heiligtums in einer Höhle gefordert haben. Neben der errichteten Michaelskapelle entstand die Ortschaft Sant´Angelo als geistiges Zentrum des Mittelalters. Die Kirche diente als Vorbild weiterer Bauten, von denen Mont St. Michel in der Normandie wohl die bekannteste ist. Noch heute gibt es allein frankreich Orte, die an den Heiligen in ihrem Namen erinnern.

Auf bildlichen Darstellungen erscheint der Erzengel als edler Jüngling, dessen Züge im Spätmittelalter (nach 1300) fast mädchenhaft dargestellt wurden. Später erscheint er als männlich kräftige Gestalt und als Überwindung des Unglaubens und im Kampf gegen Ketzer . Mit Flammenschwert und Rüstung stürzt er sich auf den Bösen (Luzifer), der meist in Gestalt eines Drachens dargestellt wird. Wichtigstes Attribut im Mittelalter ist die Doppelwaage als Symbol der Gerechtigkeit, auf der die Seelen nach dem Tode gewogen werden. Von daher zierten früher Michaelsfiguren die Totenkapellen und nach Meinung von Dr. Jung wird das wohl auch in Herzogenaurach über der Marienkapelle der Fall gewesen sein; denn unter der Kapelle befand sich der Karner, das Gebeinhaus.

 

Michael, der „Vorgesetzte des Paradieses und des jüngsten Gerichts“, wurde von Karl dem Großen zum Schutzpatron des Reiches befördert. Beim Einfall der Ungarn im Jahr 955 errangen die ottonischen Truppen hinter der Michaelsfahne in der Schlacht am Lechfeld südlich von Augsburg den Sieg über die damals noch heidnischen Ungarn. Selbst Kaiser Wilhelm II. ließ den Erzengel als stolzen Ritter noch 1913 in das Denkmal der Völkerschlacht von Leipzig integrieren.

Michael galt über alle Jahrhunderte als aufrechter Streiter für die gerechte Sache, als Kämpfer gegen Falschheit und Hinterlist, dessen Wesenszüge man bedenkenlos von den religiösen Inhalten auf politische Zusammenhänge zu übertragen glaubte. In extremen Situationen erflehte man im 1. Weltkrieg auf den Schlachtfeldern im Westen sogar die Hilfe Michaels gegen den „Erzfeind Frankreich“.

Der Erzengel Michael hat das Bistum Bamberg von Anfang an begleitet. 1012 wurde ihm im ersten Dom gemeinsam mit der Muttergottes und dem hl. Georg der Altar des Ostchors geweiht und 1015 wurde das nördlichlich des Domes gegründete Benediktinerkloster (Kloster auf dem Michelsberg) unter seinen Schutz gestellt. Der Erzengel soll Kaiser Heinrich II. bei einem Besuch der Grotte auf dem Monte Gargano 1021 erschienen sein und der große Missionar, Bischof Otto, stellte seine Kirchengründungen gerne unter den Schutz des Erzengels. Eine überlebensgroße Figur des hl. Michael aus Sandstein und mit vergoldeten Flügeln krönt noch heute die Westfassade der Kirche auf dem Bamberger Michelsberg.

                         Seit dem 18. Jahrhundert trat im Zuge des Michaelskults der Schutzengelkult immer mehr in den Vordergrund. Derzeit erleben wir eine Renaissance dieses Engelkults in Form von Engelsfiguren, Schlüsselanhängern mit Engelssymbolen und Engelsabbildungen.

 

Klaus-Peter Gäbelein

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