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Adolf Dassler 110. Geburtstag

November 1900: Ein ereignisreiches Jahrhundert geht zu Ende, ein ebensolches steht vor den Menschen. Deutschland jubelt Kaiser Wilhelm II. zu und ahnt nicht, dass er das Reich in den bis dahin größten aller Kriege führen werde.

Im November 1900 schließt die Weltausstellung in Paris. Mehr als 50 Millionen Besucher waren begeistert von den Präsentationen der Nationen. Zu den auffälligsten Darbietungen gehörten die Filmvorführungen und die im wahrsten Sinne des Wortes strahlende Kraft der Elektrizität. Die ganze Ausstellung wurde mit Strom betrieben, der von einem eigens errichteten Kraftwerk geliefert wurde.

Elektrizität war damals für Herzogenaurach noch ein fast unbekannter Begriff. Es dauerte noch Jahre, bevor Gaslaternen die Innenstadt beleuchteten, an Strom war nicht zu denken. Im Hirtengraben, am nördlichen Stadtrand brachte damals Pauline Dassler, die Ehefrau des gelernten Tuchmachers und späteren Schuhfacharbeiters Christoph, am Samstag 03. November den dritten Sohn zur Welt. Auf den Namen Adolf wurde er getauft und unter seinem Rufnamen „Adi" sollte er es ein halbes Jahrhundert später zu Ruhm, ja zu Weltruhm und Ehren bringen. Fast wäre Adolf ein Sonntagskind geworden, aber als ein solches ist er in die Geschichte und in die Geschichte des Sports eingegangen.

Während der Vater in der Würzburger Straße in einer Schuhfabrik arbeitete, verdiente Pauline als Wäscherin und Büglerin zusätzlich für den Unterhalt der Familie, für die drei Söhne, Fritz, Rudolf, Adolf und die Tochter Marie.

An Pauline und Christoph Dassler „Dampfbügelanstalt und Wäscherei" waren Karten und Briefe bis in die 20-er Jahre adressiert. Und weil die Buben Adolf, Rudolf und Fritz für die Mutter die Wäsche auslieferten, waren sie in der Stadt als die „Wäscherbuben" bekannt und auch beliebt. Viel Freizeit blieb dem zarten und wieselflinken Adolf nicht. Aber die wenigen Stunden, in denen er sich von der Schule lossagen konnte und der Mutter nicht helfen musste, gehörten sportlichen Betätigungen.

Zusammen mit Freunden rannte, sprang und hüpfte er, im Winter rodelte man die Steggasse hinunter, vergnügte sich auf den zugefrorenen Weihern und  - auch wenn es noch keinen Fußballverein in der Stadt gab, man rannte auch aufgeblasenen Schweineblasen oder Lumpenkugeln als Fußballersatz nach.

Kaum war die Schulzeit beendet, schickte die Familie Dassler ihren Adolf in die nahe gelegen Bäckerei in die Lehre. Gute 100 Meter waren es bis in die nahe gelegene Bamberger Straße zur Bäckerei Weiß (heute Bamberger Straße 4), in welcher der junge Adolf das Bäckerhandwerk erlernte.

Der Lohn war karg, die Arbeitszeit umso länger und Adolf musste schwer buckeln, denn die Arbeit in der Backstube war hart, die Arbeitszeit lang.  

Nach dem Kriegseinsatz an der Westfront hatte Adi die Lust am Bäckereiberuf verloren. Er ist wohl der berühmteste „Aussteiger" aus dem Bäckerberuf, den die Weltgeschichte kennt. Ab 1920 widmete sich Adolf der Herstellung von Sportschuhen. Unter Anleitung seines Vaters wurde die Waschküche der Mutter kurzerhand zur Schuhmacherwerkstatt umfunktioniert. Die ersten Laufschuhe und Fußballschuhe wurden hergestellt. Und zusammen mit Bruder Rudolf wurde am 01. Juli 1924 die Firma „GEDA" (GEbrüder DAssler) gegründet. Man meldete Patente für Rennschuhe und Fußballschuhe an und hatte schon bald Erfolg mit den qualitativ hochwertigen Produkten. 1926 bezog man das Fabrikationsgebäude der ehemaligen Firma Weil in unmittelbarer Nähe des Herzogenauracher Bahnhofs.

Der Aufstieg der GEDA Produkte war nicht mehr aufzuhalten. Zusammen mit dem späteren Sportpräsidenten und Trainer der deutschen Olympia Leichtathletik Mannschaft, Josef Waitzer, wurden die Sportschuhe immer weiter verbessert; sogar ein eigenes Modell "Waitzer" entstand. Die Olympischen Spiele in Amsterdam (1928), Los Angeles (1932) brachte den Dasslers Medaillen und nachdem der amerikanische Ausnahmeathlet Jesse Owens 1936 in Berlin in Dassler Schuhen Bestleistungen erzielte und mit vier Goldmedaillen zum erfolgreichsten Teilnehmer der Spiele aufstieg, wurde die kleine Schuhfabrik am südlichen Stadtrand von Herzogenaurach zum Mekka der weltbesten Leichtathleten.
Inzwischen hatte der Jungunternehmer in Pirmasens an der dortigen Schuhfachschule das fachliche und technische Rüstzeug erworben, das man in der Branche braucht.

Und in Pirmasens fand er auch sein Lebensglück, er lernte die 17 Jahre jüngere Käthe Martz kennen. Fünf Kinder, Sohn Horst und die Töchter Inge, Karin, Brigitte und Sigrid wuchsen in den folgenden Jahren in der „Villa" heran. Bis auf das Nesthäkchen Sigrid „durften" die älteren in den Ferien in der Firma helfen. Horst wurde vom Vater systematisch auf seinen Einstieg in die Firma vorbereitet.

Während der Kriegsjahre musste in der Sportschuhfabrik für die Rüstung gearbeitet werden und ab dem 16. April 1945 besetzten amerikanische Offiziere das Wohnhaus der Dassler. Doch hatte dies auch Vorteile: Die Amerikaner, daran interessiert, die wirtschaftlichen Verhältnisse im besetzten und zerstörten Deutschland in die Gänge zu bringen, versorgten die Firma GEDA mit Rohstoffen: Schlauchboote, Gummitanks und Zeltplanen oder auch das Obermaterial von gebrauchten Baseball Handschuhen wurden zu Schuhen aller Art verarbeitet.

Dann kam der Juni 1948. Jeder Deutsche erhielt am 20. Juni zunächst einmal 40 Deutsche Mark als „Kopfgeld", auch Adolf Dassler. Tags darauf kam es zum Bruch zwischen den Brüdern Adolf und Rudolf. Zwei Drittel der Belegschaft entschieden sich für Adolf, der Rest zog mit Rudolf in die Würzburger Straße, wo die Brüder ein Zweigwerk errichtet hatten.

Am 18. August 1949 wurde am Amtsgericht Fürth der neue Firmenname eingetragen: „adidas" für Adi( Adolf) Dassler. Die drei Streifen, ganz gleich, ob sie nur ein sichtbares Markenzeichen waren oder ob sie dem Fuß der Athleten einen besseren Halt geben sollten, wurden ab sofort ein unverkennbares Markenzeichen.

Der „Hans Sachs des 20. Jahrhunderts" oder der „Schuster der Nation" der mit seinen Fußballstiefeln den Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball WM 1954 in der Schweiz erst ermöglicht hatte, ruhte sich nicht auf seinen Erfolgen aus. Ständig war er um Verbesserung seiner Sportschuhe bemüht, die Firma expandierte und expandierte. Sportler und Wissenschaftler halfen ihm bei diesem Unterfangen. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München trugen 78% aller Aktiven nicht nur Schuhe aus dem Hause „adidas", denn längst hatte die Firma auch in Bereich Sportbekleidung Fuß gefasst.

Rund 700 Patente und Gebrauchsmuster hatte Adolf Dassler zu Lebzeiten angemeldet. Dazu gehörten der leichteste Fußballschuh (World Cup 1978), der gerade einmal 280 Gramm wog und Schuhe fast alle Sportarten. Mehr als

300 000 Paar Schuhe wurden Ende der 70-er Jahre weltweit für „adidas" produziert. Längst war man dabei in Länder mit niedrigerem Lohnniveau ausgewichen.

Auch wenn ihn Zeit Lebens immer wieder Auszeichnungen und Ehrungen zuteil wurde: der „Adi" mied öffentliche Auftritte, so gut er konnte. Im Familienkreis zu Hause oder in den Bergen fühlte er sich am Wohlsten. „Wir hatten vier Gästezimmer, die ständig belegt waren", erinnert sich Sigrid Dassler.  „es war ein ständiges Kommen und Gehen: Sportler, Funktionäre, Geschäftsleute gaben sich die Klinke in die Hand. Alle genossen es, in die Großfamilie Dassler eingebunden zu sein", so die Jüngste der vier Dassler Mädel.  „Der Chef oder unser Bossi, wie wir ihn nannten, genoss das Zuhause und er war ein großer Naturliebhaber und Tierfreund. Er erklärte uns Kindern die Singvögel, die im Winter ans Fenster und in den Garten kamen und bei Spaziergängen im Wald da blühte er so richtig auf" ergänzt Sigrid Dassler. Nicht umsonst verbrachte die Familie ihre Urlaubstage meistens im Gebirge. Garmisch-Partenkirchen lockte zum Wintersport und lud zu ausgedehnten Wanderungen ein. Man reist mit dem Zug an die Nordsee, wo die Insel Norderney das Ziel war. Hin und wieder fuhr Bernhard Nadler, Cheffahrer und Mädchen für alles im Hause Dassler, die Familie auch nach Nürnberg zum Einkaufen. Mehr Vergnügungen gab es nicht.

„Acht Jahre lang war Adi Dassler nicht wie ein Chef zu mir, sondern eher ein guter Onkel" sinniert Bernhard Nadler. Ob er irgendwelche Marotten gehabt hat? „Der Chef hat nicht geraucht, nicht getrunken, war immer ausgeglichen, menschlich und stellte keine großen Ansprüche. Anders habe ich ihn nie kennen gelernt", soweit  Bernhard Nadler.

Im Frühjahr 1977 weilte Adi Dassler er noch einmal zum Langlaufen in Partenkirchen. Es sollte sein letzter Wintersportaufenthalt sein. Nach einem Schlaganfall am 18. August 1978 wurde er drei Wochen lang auf der Intensivstation einer Erlanger Klinik behandelt. Am 06. September 1978 verstarb er vor Vollendung seines 78. Geburtstags im Kreise seiner Familie in Erlangen.

Seinem Naturell entsprechend wurde er ohne „großen Bahnhof", eine Stunde früher als offiziell angekündigt und ohne großes Medienaufgebot in seiner Heimatstadt Herzogenaurach beerdigt.

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