Herzogenaurach (gä) Herzogenaurach war dank einer hervorragenden Jugendarbeit Jahrzehnte lang eine Fußballhochburg. Zahlreiche Talente brachten es - allerdings in der Fremde und nicht im Frankenland - zu Ruhm und Fußballehren.
Einer, der sich im Profifußball im wahrsten Sinn des Wortes durchgebissen hat, ist Michael Kroninger. Vom Nürnberger Club aus, bei dem er seine ersten Gehversuche im bezahlten Fußball unternommen hat, zog der Herzogenauracher Jungstar zunächst an den Main, verhalf den Kickers vom Offenbacher FC zu Ruhm und Anerkennung im DFB-Pokal, schaffte mit den „Knappen" aus Gelsenkirchen, dem SC Schalke 04, den Aufstieg in die 1. Bundesliga, rackerte für die Münchner Löwen vom TSV 1860 und ließ seine Fußballkarriere im Frankenland ausklingen.
Wer weiß, wie weit es der wieselflinke, nur 172 Zentimeter große Stürmer gebracht hätte, wären da nicht zahlreiche schwere Verletzungen gewesen, die den dynamischen Stürmer und Mittelfeldspieler in seiner Laufbahn immer wieder zurückgeworfen haben: Kniescheibenabsplitterung, kaputter Meniskus, Schien- und Wadenbeinbruch, Knieoperationen mehrere Bänderrisse an beiden Knöcheln, zuletzt noch eine Schulteroperation, so liest sich die Leidensgeschichte eines Kickers, der nie verzagte, die Zähne zusammenbiss und den Weg in das harte Profigeschäft immer wieder gefunden hat.
Doch zurück zur Chronologie: Michael Kroninger erzielt seine ersten Tore in der E-Jugend des ASV Herzogenaurach. Schon als A-Jugendlicher schnürt er für seinen Verein die Schuhe mit den drei Streifen, soweit es der Terminplan zulässt läuft er samstags in der Landesliga-Elf und am Sonntag in der Bayernliga-Jugendmannschaft auf. Und das alles unter den strengen Blicken seines Vaters, seinem fußballbesessenen Trainer und gleichzeitig Chef des Malergesellen in der Firma „adidas".
Nach einem kurzen Abstecher nach Schlüsselfeld, wo sein Vater als Trainer fungierte, sichert sich der Nürnberger Club die Dienste des Youngsters. Eine Operation warf ich zunächst zurück, doch dann erzielte der Herzogenauracher Vertragsamateur in der Landesligamannschaft in der Rückrundensaison immerhin 18 Treffer, ohne bei Trainer Höher für den Profikader berücksichtigt zu werden wie sein Herzogenauracher Fußballkollege Günter Güttler. Wieder einmal ließ der Club ein fränkisches Talent ziehen und so sicherten sich die Offenbacher die Dienste des wieselflinken Stürmers.
Dem liegt bald das Publikum am Bieberer Berg, dem altehrwürdigen Stadion in Offenbach, zu Füßen, fordert nach einem überzeugenden Debüt gegen Hertha BSC Berlin immer wieder lautstark den Einsatz des langmähnigen Wirbelwinds aus Franken. Der Publikumsliebling wird Spielführer, beißt sich mit dem OFC im DFB-Pokal gegen höherklassige Gegner durch, wirft dank spektakulärer Tore Uerdingen, Gladbach und Duisburg aus dem Pokal und scheidet erst gegen den späteren Pokalsieger Kaiserslautern aus. „Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, wenn 10000 Kehlen auf der größten Stehtribüne der Liga meinen Namen riefen", so Michael Kroninger über seine erfolgreiche Zeit in Offenbach.
Doch dann kam der Rückschlag. Den Offenbachern wurde die Profilizenz versagt, Kroninger kickte ein Jahr in der Hessenliga, bis ihn der Verein aus finanziellen Gründen an den damaligen Zweitligisten Schalke 04 abgeben musste. Kurz vor seinem Wechsel stand in der Offenbacher Zeitung noch zu lesen: „Man muss ihn lieb haben, den Flitzer und Draufgänger. Kleine Fehler sind bei ihm am ehesten zu verzeihen, weil er alles wieder gutmacht...."
„Auf Schalke" kickt er zusammen mit Jens Lehmann, Steve Eigenrauch, mit Ingo Anderbrügge und Andreas Müller gegen den VfB aus Stuttgart und gegen die „Roten Teufel" aus der Pfalz. Trainer Ristic polt den Flitzer Kroninger zum Mittelfeldspieler um. Der Erfolg gibt ihm Recht! Vier Tage vor Beendigung der Rückrunde steht S04 als Aufsteiger fest. 60000 feiern im Parkstadion den Aufstieg und die Mannschaft „lässt es nach über drei Jahren Bundesliga-Abstinenz so richtig krachen", so der fränkische Wirbelwind im königsblauen Trikot.
Nach 27 Einsätzen in der 2. Liga wirft eine Knieoperation Kroninger im 2. Jahr in Schalke zurück. Nur fünfmal kommt er zum Einsatz, darunter beim 1:0 Erfolg gegen den „Club" aus Nürnberg. Obwohl ihn Trainer Ristic gehalten wollte, verlängerte Trainer Helmut Kremers seinen Vertrag nicht. Da kam überraschend der Ruf des TSV München von 1860 und der Herzogenauracher wechselt zu den „Blauen" nach München. Trotz zweier Leistenoperationen lief es gut für ihn an der Isar. Bei 20 Einsätzen erzielte er neun Treffer und verhalf den „Löwen" somit zum Aufstieg.
Dann waren erneut die Bänder im Knöchel gerissen, beide Knie mussten operiert werden und ein Nasenbeinbruch setzten Michael Kroninger einmal wieder außer Gefecht. Das harte Training unter den „Schleifern" Neururer, Ristic und Werner „Beinhart" Lorant sowie die kraft raubenden Einsätze im Profibereich forderten ihren Tribut.
Der Jungstar ging mit 29 Jahren zurück ins Frankenland. Er kickte unter Trainer Paul Hesselbach in der Bayernliga und der Regionalliga in Vestenbergsgreuth, zog dann ins nahe Neustadt/Aisch, stieg abermals von der Bezirksliga auf in die Landesliga und wechselte am Ende nach Gutenstetten, wo er zunächst als Libero, dann im Sturm immerhin noch einmal 26 Treffer erzielte.
Mit 40 Jahren versuchte Michael Kroninger ein letztes Comeback bei seinem Stammverein, dem ASV Herzogenaurach. Doch er musste erkennen, dass sein Körper den Belastungen nicht mehr gewachsen war, obwohl die Drähte im Knie inzwischen entfernt waren und die Schulter operiert worden war. Heute genießt er zusammen mit vielen Freunden das Leben im beschaulichen Herzogenaurach.
Er kickt mit viel Spaß und ohne großen Kraftaufwand in seiner Stammtischmannschaft „Torpedo Aurach", arbeitet im erlernten Beruf als selbstständiger Maler und freut sich, dass er noch immer viele echte Freunde aus Offenbach und Schalke hier begrüßen kann, denn die „Schickimicki-Gesellschaft" in den Fußballmetropolen war nie seine Welt. „Wenn du wie unter Lorant dreimal neun Kilometer laufen oder wie unter Ristic bis in die Dunkelheit trainieren musst, dann hast du keine Lust mehr, in eine Diskothek zu gehen", so Michael Kroninger.
Klaus-Peter Gäbelein