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Einmarsch der Amerikaner entfällt

Herzogenaurach. Die vom Heimatverein für den 16. April vorgesehene Veranstaltung zum 75. Jahrestags (1945-2020) des amerikanischen Einmarsches in Herzogenaurach muss aus gegebenen Umständen entfallen.

Bekanntlich standen am 16. April 1945 die ersten US-Fahrzeuge in der Würzburger Straße gegenüber der damaligen Werkzeugfabrik Weiler in Höhe der Gaststätte „Zur frischen Quelle“. Der Heimatverein hatte hierzu folgendes Spektakel vorgesehen. Ein original US-Jeep (ein solches existiert noch in der Stadt im Privatbesitz) mit einem Fahrer in US-Uniform hätte die damalige Übergabe der Stadt durch die „Amerikaner Liesl“ (siehe Bericht unten) im Originalwortlaut „nachspielen“ sollen. Anschließend wäre die Fahrt des US-Fahrzeugs durch die Würzburger Straße mit der Aufforderung an die Bevölkerung, weiße Tücher als Zeichen der Übergabe dargestellt worden.

Doch auf all das müssen die Veranstalter beim Heimatverein verzichten.

Im Folgenden Auszüge aus einem Interview des früheren Heimatvereinsvorsitzenden Klaus-Peter Gäbelein, welche dieser anlässlich des 50. Jahrestags der Übergabe 1995 mit der Hauptinitiatorin, Frau Liesl Christgau, geführt hat.

Gäbelein hielt damals Folgendes fest:

„16. April 1945, ein Montagmorgen. Noch wusste niemand, aus welcher Richtung die die Amerikaner anrücken würden. Aus dem Seebachgrund halten Schüsse herüber und einige junge Landser errichteten an der Bamberger Straße in Höhe der zweiten Linde (oberhalb der Gaststätte Gambrinus) noch eine Stellung. Ein Scharfschütze, so erinnert sich Fritz Spieß (damals 14 Jahre alt), übte sich dabei seit Samstag noch im Zielschießen, während ein Teil seiner Kameraden (der sog. Volkssturm, die Amerikaner hätte aufhalten sollen) vor Müdigkeit im Straßengraben eingeschlafen waren.

An diesem Montag herrschte in Herzogenaurach Ausgehverbot. Während viele die Amerikaner aus Richtung Falkendorf erwarteten und noch einige die Panzersperre am Eichenbrünnlein (in der Kurve in Richtung Falkendorf) noch eilig eine Panzersperre, die sie noch mit einem Geschütz befestigten. Da rollte die erste Vorhut der Amerikaner (Jeeps mit einem weißen Stern) durch Welkenbach. Die Amerikaner erkundigten sich nach deutschen Soldaten oder SS-Leuten und ob schon amerikanische Landsleute durch den Ort gekommen seien (Augenzeugin Frau Herbolzheimer).

In Herzogenaurach war zu dieser Zeit frau Liesl Fritz (geb. Panzer, später verheiratete Chrisatgau) auf dem Weg von ihrer Wohnung in der Engelgasse zum Milchgeschäft Islinger (Steinweg 3). Frau Christgau eine gebürtige Bambergerin war mit ihren Eltern vor Kriegsbeginn in die USA ausgewandert. Da sich ihr Mann während des Krieges in Deutschland aufhielt, reiste sie ihm kurz vor Kriegsende nach. Über Spanien und Le Havre war sie mit dem letzten Schiff auf dem sich nur Frauen, Kinder und alte Männer aus den Staaten ausgereist. Mit ihrer vierjährigen Tochter und dem zwei Jahre jüngeren Sohn fand sie in Herzogenaurach bei ihrer Pflegemutter (Bärbel Fuchs) eine Bleibe.

Als sie mit ihrem Milchtopf im Steinweg unterwegs war, kam ihr Onkel, der „Schmucks Sima“ (Simon Schmuck) mit einem ihr Unbekannten (Dr.Fröhlich, der frühere und spätere Bürgermeister) und forderte sie auf „Du musst mit, die Ami kumma“. Trotz ihrer Weigerung ließen die beiden sie nicht mehr los, denn sie benötigten die Frau zum Dolmetschen (dank ihres US-Aufenthalts sprach sie perfekt Englisch).

Sie ging dann mit den beiden Männern in Richtung Hirtenbuck, wo ihnen die Menschen zuriefen, sie sollten bleiben, weil beim Weiler die Amis seien. Als sie sah, dass die US-Maschinengewehre auf sie gerichtet waren, rief sie den Soldaten zu „Halt, don´t shoot!“ (Bitte nicht schießen!). Die Antwort der Amis war „okay!

Und Liesl erzählte mir weiter „Dann habe ich mich auf den Panzer setzen müssen… und dann macht der Im Panzer die Luke auf und schaut rauf zu mir und ich sag´ zu ihm „Oh you need a shave!“ (Du musst dich mal wieder rasieren!). Er antwortete „Damned that´s a yankee“ („Verdammnt eine Yankee“, das ist der Spitzname für die Einwanderer in den Neuenglandstaaten in den USA, denn der Amerikaner hatte sie an ihrem „Slang – ihrer Ausdrucksweise“ erkannt.)

Als die Liesl später gefragt wurde, woher sie aus den Staaten käme und New York City nannte, hatte sie bei den Amerikanern ihren Spitznamen weg: sie war nur noch die „New York“.

Frau Fritz schilderte weiter, dass sie mit dem Panzer und einem Jeep über den Marktplatz zum Kirchenplatz fuhr, weil sich im Mädchenschulhaus ein Lazarett befand, das übergeben werden sollte. Dann wollte sie nach Hause zu ihren Kindern gehen; doch sie musste mit den Amis weiter ins Liebfrauenhaus fahren, weil sich dort ein weiteres Lazarett befand.

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